Die andere Burg von Szigliget auf dem herbstlichen Rock der Königin

Das einstige Sziget-liget, zu Deutsch etwa Insel-Aue, dessen ikonische Burg seinerzeit über die umliegende Sumpflandschaft und die Bucht des Plattensees wachte, besteht nämlich nicht nur aus dem Burgberg.

Nach Abschluss der vulkanischen Tätigkeiten, die heute das Landschaftsbild prägen, sind um den kegelförmigen Berg herum härtere Gesteine ​​und die von ihnen geschützten Lehmhügel unter den erodierenden Tuffschichten zum Vorschein gekommen. Diese kleineren Berge nennt der Volksmund Blusen und Röcke des Berges.

Foto: Veronika Noé | WunderbaresUngarn

Der Rock der Königin – so nennt man die Anhöhe mit regelmäßiger Kegelform, die oberhalb des Strandbades zu finden ist, und die einen einmaligen Aussichtsturm mit außergewöhnlichem Erlebnisfaktor birgt.

Das fesselnde Panorama fällt aber auch hier keinem einfach in den Schoß:

 

130 steile Treppen führen auf das 182 Meter hohe Gewand der Königin, wo einst die andere Burg von Szigliget stand – heute ein spektakulärer hölzerner Aussichtsturm mit einem ganz besonderen Flair.

Foto: Veronika Noé | WunderbaresUngarn

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Ó-vár (Alte Burg) heißt der Aussichtsturm, der buchstäblich über die Ruinen der vergessenen Burg errichtet wurde.

Alter und Geschichte der Burg sind jedoch ungewiss – es gibt Theorien, in denen ein einstiger römischer Wachturm als Fundament dient, aber ob die Burg nun von der Sippe von Atyusz Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut wurde oder von einem legendären Grundherrn vom gegenüberliegenden Ufer, der stets hinüber ruderte, um an der Burg zu bauen, die womöglich niemals fertig wurde, ist bis heute nicht geklärt. Sein Genörgel „Oh, Burg, Oh, Burg, du hast mich ruiniert!“ könnte eventuell auch der Namensgeber der Festung gewesen sein, die erstmals 1566 auf einer Militärkarte erschien, und gewiss nicht älter sein kann als die große Burg auf dem Burg-Berg.   

Ausgrabungen scheinen eher eine andere Vorgeschichte zu bestätigen. Von der großen Burg aus gibt es keine einwandfreie Sicht auf das ganze Uferstrecke, so wird vermutet, dass diese Anlage während der Türkenkriege befestigt wurde und der Überwachung des Hafens diente.

Die rechteckige Festung hatte einst einen vier- und einen fünfeckigen Turm. Aus der Fundarmut jedoch schließen die Archäologen darauf, dass die Burg entweder nie ganz fertig oder nicht lange Zeit benutzt wurde.

Foto: Veronika Noé | WunderbaresUngarn

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Bei einer Ausgrabung 2013 wurde im Rahmen des Bestandschutzes der Aussichtsturm über die Ruinen des fünfeckigen Turmes errichtet,

sodass man auch heute noch auf Streife gehen und alles beobachten kann, was auf dem Plattensee passiert.

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Wenn man nach Osten blickt, kann man bei guter Sicht die Basaltorgeln am Badacsony bewundern, aber es lohnt sich auch, den kleinen Blickfang auf dem Hügel davor mal ins Visier zu nehmen.

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Auf den 168 Meter hohen Hügel führt auf der westlichen Seite eine Treppe zwischen den Weinreben hinauf. Die kleine klassizistische Kapelle, die 1846 erbaut wurde, haben die Winzer der Dreifaltigkeit Gottes gewidmet.  

Foto: Veronika Noé | WunderbaresUngarn

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Die faszinierende Schönheit und die Ruhe dieses besonderen Ortes macht es schwer, sich vorzustellen, dass der Kirchturm, der ursprünglich mit Holzschindeln gedeckt war, im Zweiten Weltkrieg für einen Wachposten gehalten wurde und einen Bombentreffer erlitt.

Foto: Veronika Noé | WunderbaresUngarn

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Vor der Kapelle stehen die Denkmäler der in den Kriegen Gefallenen und der Besatzung des 1944 in der Nähe abgestürzten amerikanischen Flugzeugs.

Wenn man von hier noch einige Schritte hügelaufwärts geht, dann tut sich ein atemberaubendes Panorama auf – die umliegende Landschaft in ihrem bunten Herbstgewand lässt einen selbst auch trotz des trübern Wetters kurz Wurzeln schlagen.

Foto: Veronika Noé | WunderbaresUngarn

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