Berg Haláp – ein Geopark zweier Riesen mit tragischem Schicksal

Egal, wie oft man die ikonischen Zeugenberge des Balaton-Oberlandes schon mal gesehen hat, man kann sie nicht oft genug sehen und es gibt immer wieder neue Aussichtspunkte zu entdecken, von wo aus sie einen stets aufs Neue verzaubern.

Von jedem der Berge im Tapolca-Becken, die vor Millionen vor Jahren durch Vulkanismus entstanden sind, gibt es einen atemberaubenden Blick zum Nimmer-satt-sehen auf die anderen Zeugenberge, die alle ihren eigenen Charakter haben und reichlich zum Entdecken bieten.

Foto: Veronika Noé | Wunderbares Ungarn

Der kahle Csobánc mit seinen Burgruinen, die kleinen Zwillingskegel der Berge Tóti und Gulács, der Badacsony und der Szent György-Berg sind alle bekannte und zurecht beliebte Ausflugsziele.

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Etwas weiter nördlich, nur 4 km von Tapolca entfernt, steht der Berg Haláp – zwar ein Eyecatcher auf seine Weise, doch auf den ersten Blick erkennbar, wie stiefmütterlich die Natur ihn behandelte. Oder besser gesagt die Mienenindustrie, denn der Jüngste unter den ehemaligen Basaltvulkanen wurde stark abgebaut.

Aus Richtung Tapolca sieht der Haláp so aus  – rechts oben mit dem Aussichtspunkt, darunter die Skulpturen, und was man dem Berg genommen hat, wurde mit einem herrlichen Lehrpfad durch das einzigartige Gelände kompensiert.

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Erst vor einigen Jahren wurde das längst stillgelegte Mienengelände für touristische Zwecke entdeckt,

denn es ist wahrhaft etwas Einzigartiges. Basaltorgeln, die als populäre Touristenattraktionen auf den beiden größten und bekanntesten Nachbarbergen zu bestaunen sind, gibt es nämlich auch auf dem Haláp. Nur viel cooler. Ähnlich wie man auf dem Berg Hegyestű – einst ebenfalls ein vulkanischer Berg, dann ebenfalls Opfer des Bergbaus – einen Blick ins Innere eines vor Urzeiten erloschenen Kraters werfen kann, kann man auf dem Haláp direkt mitten im Krater wandern gehen.

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Wenn man in Zalahaláp am Friedhof rechts den Feldweg nimmt, ist das weiter oben der erste Parkplatz, von wo man die paar Meter auch weiterlaufen kann.

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Man kann aber auch fast bis zur Schranke weiterfahren, denn hier oben gibt es geräumige Parkplätze.

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Und obwohl man der Tragödie des Berges heute ein wirklich erstaunliches und einzigartiges geologisches Naturerlebnis zu verdanken hat, ist sogar der Namensgeber ein tragischer Held einer alten Legende.

 

Haláp, eigentlich eine sie, war nämlich die einzige Tochter des letzten Riesen auf Erden, die sich aus lauter Enttäuschung in ihrer Freundschaft zu einer Menschenfrau das Leben nahm, indem sie sich aus ihrer Burg auf dem Badacsony in die Tiefe stürzte. Ihr Vater Balaton, wollte einen mächtigen Grabstein für die einzige Tochter holen, der ihn jedoch selbst unter sich begrub. Der Legende nach ist dabei der sargförmige Berg entstanden, und aus der Quelle, die anstelle des Grabsteins hervorschoss, wurde langsam ein See, dem wir heute als Balaton kennen.

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Neben den gewöhnlichen wanderfreudigen Touristen kommen auf dem ehemaligen Mienengelände auch Hobby-Vulkanologen, Geotouristen und esoterisch Veranlagte voll auf ihre Kosten, egal ob sie dem Lehrpfad folgen, das Rundpanorama vom stumpfen Kegel aus genießen oder einfach nur als Entdecker auf dem 8 Hektar großen Gelände umherlaufen.

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Der spektakuläre 360 Grad Panorama-Blick ist einfach sensationell:

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vor uns die Zeugenberge am Plattensee, hinter uns in der Ferne der einsame Berg Somló, und um die Burg Sümeg zu entdecken, braucht man auch kein Fernglas.

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Aus geologischer Sicht ist der Haláp viel größer und viel abwechslungsreicher als der Schicksalsgenosse Hegyestű, der als halber Berg, wie ein Querschnitt, das versteinerte Innenleben eines Vulkans offenbart. Im Gegensatz zu den senkrecht verlaufenden Basaltsäulen finden sich auf dem Haláp fünf- bis sechseckige, 20-40 oder gar 60-80 cm breite Basaltsäulen, welche mal horizontal verlaufen und man auf ihnen wie auf einem Holzhaufen laufen kann, mal sind sie schräg – abhängig davon, aus welcher Richtung sie einst versuchten, den Krater zu erreichen.

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Der Haláp könnte eigentlich das spektakulärste Ausflugsziel von all den anderen Zeugenbergen sein – und gerade dafür haben die Gemeinde Zalahaláp und die Bergbaugesellschaft in den letzten Jahren sichtbare Anstrengungen unternommen.

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Das stillgelegte Bergwerksgelände war lange Zeit nicht sicher genug, und selbst heute stößt man auf einen Schlagbaum mit einem Warnschild am Geländeeingang. Aber direkt dahinter ist schon die erste der 10 Stationen eines 3 km langen Lehrpfades zu sehen, an der auch – wie an der ganzen Strecke übrigens – eine Notrufnummer angebracht ist.

Nach links geht es von hier auf dem Lehrpfad weiter, nach rechts auf den Aussichtspunkt mit dem Rundpanorama, der heute bereits über befestige Treppen mit Geländer zu erobern ist. Zudem wurden an vielen Stellen Picknicktische aufgestellt, die einen zum Verweilen einladen.

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An der 5. Station trennt sich der Lehrpfad in eine längere und eine kürzere Runde, die beide eindeutig beschildert sind, und selbst mit Kleinkindern locker bewältigt werden können. Im Wald verläuft der Pfad zwischen moosbewachsenen Felsen, auf der Kraterwiese sonnen sich bunte Eidechsen und Steintürmchen zeugen davon, dass sich hier auch andere gern die Zeit vertreiben lassen.

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Zwischen 1910 und 1990 wurden auf dem ursprünglich 358 m hohen Haláp mehr als 10 Millionen Tonnen Basalt abgebaut: auf den auch heute noch deutlich erkennbaren 3 Terrassen gab es einst 7 Mienenhöfe, in denen der Berg insgesamt um 70 m kleiner wurde.

Foto: Veronika Noé | Wunderbares Ungarn

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Und wo das viele Gestein hin ist? Viele Straßen in der Hauptstadt erhielten ihre Kopfsteinpflaster von hier, und in den 80’ern haben die Bauarbeiten der Start- und Landebahnen des Flugplatzes Ferihegy und der Vorläufer der heutigen M7 Autobahn Unmengen des Haláper Basalts verschluckt.

Foto: Veronika Noé | Wunderbares Ungarn

Stonhenge mit Panoramablick am Plattensee

Und wer nicht unbedingt wegen des Lehrpfades auf den Berg möchte, sondern nur die Energien des Ortes, das unverwechselbare Panorama und die Gesellschaft der stonehengeartigen Figuren genießen will, geht hinter der Schranke nach rechts, und gelangt bald auf die mittlere Mienenterrasse.

Foto: Veronika Noé | Wunderbares Ungarn

Hier befindet sich der Skulpturenpark „Erwachender Vulkan“, der aus 8 archaisch anmutenden, modernen Menschenfiguren besteht.

Foto: Veronika Noé | Wunderbares UngarnDie mystische Wirkung, die sie in dieser Landschaftswunde und vor diesem Panorama erzeugen, machen den Haláp zu einem echten Highlight der Natur.   

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Die seit Jahrzehnten ungenutzte Miene und der zu Unrecht vergessene Zeugenberg wurden noch nicht als atemberaubende Kulisse für Konzerte, Theater oder andere Veranstaltungen entdeckt, aber ein stiller Spaziergang in dem aus der Luft aus gesehen herzförmig demolierten Kraters lässt die Herzen tatsächlich höher schlagen.

Und das Gefühl, mit dem man wieder bergrunter geht, steht einem plötzlich vor dem unvergesslichen Panorama in Worte gefasst – “Ich liebe Zalahaláp”: 

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